Fliegenfischen am Bergsee

Von Fischen

Es ist noch kühl an diesem Morgen im Juli, als die Sonne hinter dem Gipfel auftaucht. Der kleine Bergsee liegt wie ein Spiegel in seinem Bett in einer Grasmulde, als die ersten Sonnenstrahlen auf das Wasser treffen. Plötzlich zeigt sich, nicht unweit von mir, eine verstohlener Ring auf der Wasseroberfläche - die Forellen haben ihre Frühstücksrunde begonnen.

Nachdem ich die Fische, hauptsächlich Namaycushsaiblinge und Regenbögler, eine Weile beobachtet habe, entscheide ich mich für eine kleine, schwarze CDC-Fliege und präsentiere diese mit einem kurzen Wurf dem nahenden Fisch. Wenige Augenblicke später steigt der stattliche Saibling langsam hoch, beäugt kurz meine Fliege und schlürft sie endlich fast schon aufreizend langsam ein. Es folgt ein kurzer, aber intensiver Drill und der gut genährte Fisch gleitet in meinen Feumer.

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Fliegenfischen am Bergsee macht Spass und auch Anfänger können mit ein wenig Know-How, Übung und der passenden Ausrüstung erfolgreich sein. Dabei möchte ich euch mit einem 3-teiligen Bericht unterstützen, aber gleichzeitig auch dem fortgeschrittenen Leser etwas bieten.

Der 1.Teil dreht sich ganz um das Fischen mit der Trockenfliege. Kurz und kompakt stelle ich euch hier die passende Ausrüstung, wichtige Montagen und gängige Fliegenmuster vor. Ausserdem werde ich verteilt über die Berichte auch ein paar Infos zur Taktik, den Zielfischen und dem Lebensraum Bergsee geben.

Die passende Ausrüstung

Für den Anfang ist eine mindestens 9 Fuss(2.70 m) lange Rute der Schnurklasse 5 oder 6 mit progressiver Aktion empfehlenswert, damit lassen sich neben Trockenfliegen nämlich auch Nymphen und kleinere Streamer komfortabel zum Fisch befördern.

Zu schnell sollte die Aktion nicht sein, da wir beim Fischen mit Trockenfliegen öfters mit dünnen Vorfächern angeln und so Vorfachbrüchen vorbeugen können.

Die Rolle darf ruhig mit einer passablen Bremse ausgestattet sein, selbst wenn man diese selten benötigt-in den meisten Bergseen hausen nämlich auch kapitale Fische.

Als Schnur eignet sich eine schwimmende WF-Schnur in unauffälliger Farbe, sind weite Würfe nötig ist eine Longbelly Schnur sehr gut geeignet.

In die Fischerweste gehört ausserdem:

- Vorfächer in den Längen 9 bis 12 Fuss

reichen für den Anfang aus. Ans Ende des Vorfachs kommt ein ungefähr 1 m langes Monofil-Tippet mit Durchmesser zwischen 0,12 mm(sehr scheue Fische, windstill) bis 0,18 mm(Wellengang und windig, grosse Fliegen), das am einfachsten über ein sog. Pitzenbauerringerl mit dem Vorfach verbunden wird.

- Fliegenfett

ist besonders bei unruhigem Wasser wichtig, die Fliege schwimmt nach der Behandlung deutlich länger. Achtung: nie den Haken einfetten, auch nicht bei CDC-Fliegen verwenden, da sonst die feinen Fibern verkleben.

Ein winziger Tropfen genügt meistens.

- Mud

schlammartige Substanz, damit können wir den 1m Vorfach entfetten, wodurch diese besser einsinkt.

- eine Fliegenbox

gehört auch ins Gepäck, am besten bietet diese genug Platz für Trockenfliegen, Nymphen und eine handvoll Streamer. Ich ziehe es für’s Bergseefischen vor, das Gepäck auf ein Minimum zu reduzieren.

- Polarisierende Sonnenbrille

besonders wichtig. Sie entspiegelt die Wasseroberfläche, somit können wir ins “Wohnzimmer” der Fische gucken und deren Verhalten studieren. Ausserdem als Augenschutz (Fliegenhaken!) ein Muss.

- Ausreichend warme Kleidung, Sonnenschutz, geeignete Schuhe etc.

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Bachsaiblinge lassen sich besonders gut mit der Trockenfliege überlisten.

Die Montagen

Einzelmontage

In den meisten Fällen verwende ich nur eine einzelne Trockenfliege, damit fischen wir unauffälliger und weitere Würfe bzw. Würfe bei windigen Verhältnissen sind so viel leichter zu bewältigen.

Als Vorfach verwendet man am besten ein gezogenes(“knotenlos verjüngtes”) Vorfach, welches das Abrollen der Schnur erleichtert und so eine saubere Präsentation der Fliege vereinfacht.Am Ende des Vorfachs montiere ich meistens ein kleines Metallringlein(Pitzenbauer), an welches ich das Tippet anknüpfe.Für den Anfang empfehle ich eine Vorfachlänge zwischen 2.70 - 5m, geübte Werfer können es auch mit deutlich längeren Vorfächern versuchen.Grundsätzlich verwende ich bei ruhigem, sonnigem Wetter ein möglichst langes und feines Vorfach. Dennoch gilt auch am Bergsee die Devise “so fein wie nötig, so stark wie möglich”, da jederzeit ein starker Fisch die Fliege nehmen kann. Deshalb gehe ich bei der Stärke des Tippets kaum unter 0.14 mm(2,3 kg Tragkraft bei einer Stroft GTM), ausser bei extrem scheuen Fischen.

Im Lauf des Tages verwende ich meistens ein etwas kürzeres und dickeres Vorfach(Tippet 0,16-0,18mm), weil in den Bergen üblicherweise Wind aufkommt. Die Fische reagieren dann weniger scheu auf Störungen an der Oberfläche, man kann auch ruhig mit grösseren Fliegen wie Grashüpfer-Imitationen experimentieren.

Wichtig: Das Vorfach bis zum Tippetring einfetten. Den letzten Teil bis zur Fliege, also das Tippet, dagegen mit Mud einreiben bzw. entfetten. Ein hoch schwimmendes Vorfach lässt sich viel besser und unauffälliger abheben als ein eingesunkenes, was bei den oft sehr scheuen Bergseefischen wichtig ist.

Die Vorfachspitze allerdings sollte im besten Fall in die Oberfläche eintauchen, weshalb wir diese entfetten müssen.

Hopper-Dropper Montage

Diese Montage ist sehr nützlich, wenn die Fische knapp unter der Wasseroberfläche fressen, aber keine Insekten auf der Oberfläche auszumachen sind.

Die Montage an sich ist sehr einfach. An ein Vorfach(Länge entsprechend der Einzelmontage in 0,18mm) wird eine gut schwimmende Trockenfliege montiert. Direkt in den Hakenbogen knüpfen wir dann ein Tippet zwischen 30-90 cm Länge, an dessen Ende kommt eine kleine Fliege oder Nymphe, die in’s Wasser eintauchen soll. Entweder nehmen die Fischen die grosse Fliege, andernfalls fungiert diese als Bissanzeiger, wenn die kleine Fliege genommen wird.

Funktioniert am besten bei leichtem Wind/gekräuselter Wasseroberfläche.

Praxis/Technik

Da viele Bergseen glasklares Wasser haben und von karge Ufern umgeben sind, können uns die Forellen und Saiblinge sehr leicht entdecken, vor allem tagsüber. Wer direkt bei der Ankunft an’s Ufer rennt und die Wasseroberfläche mit Würfen eindeckt, wird oftmals frustriert feststellen, dass sich die steigenden Fische rasch aus angenehmer Wurfdistanz entfernen. Es empfiehlt sich deshalb, bei Ankunft am Bergsee zunächst einmal die Fische zu beobachten, ohne sich allzu bemerkbar zu machen. Am besten sucht man sich eine erhöhten Standort, von dem aus man gut in’s Wasser schauen kann(Polbrille!)und versucht die Fische zu lokalisieren.

Oftmals stehen auch grosse Fische sehr nahe am Ufer, allerdings werden diese scheuen Tiere oft von uns Fischern verscheucht, bevor wir diese überhaupt entdecken können. Aus diesem Grund ist es ratsam, immer erst vorsichtig die ufernahen Bereiche abzufischen, selbst wenn gar keine Fische auszumachen sind. Die Kleidung wählen wir in möglichst unauffälligen Farben und versuchen hektische Bewegungen zu vermeiden, es ist auch wichtig, dass wir uns beim Werfen konzentrieren, da schlampige Präsentationen und laut aufklatschende Fliegenschnüre den Fischen schnell die Beisslaune verderben. Bei ruhigen Verhältnissen ist es ausserdem wichtig, nicht zu oft zu werfen und Leerwürfe auf ein Minimum zu reduzieren. Die Fische patrouillieren in den Bergseen oftmals dem Ufer entlang, deshalb kann man seine Fliege ruhig eine Weile liegen lassen und warten, bis ein Fisch vorbeischwimmt.

Hat man steigende Fische ausgemacht, sollte man versuchen, deren Schwimmrichtung abzuschätzen und dann die Fliege einige Meter vor den Fischen abzulegen. Wenn man nämlich die Ringe direkt anwirft, ist die Forelle oft schon weiter geschwommen oder wird schlimmstenfalls vergrämt.

Tipp: Meistens schwimmen die Fische gegen den Wind, wenn es windstill ist erkennt man manchmal anhand des Ringes wohin sich die Forelle bewegt.

Falls steigende Fische die Fliege ignorieren, kann dies mehrere Ursachen haben. Häufig hilft es, ein längeres und feineres Vorfach sowie eine kleinere Fliege zu verwenden. Bringt auch das nichts, kann man versuchen die Fliege mit Spucke zu befeuchten, so dass diese etwas einsinkt. Schlussendlich bringt es manchmal Bisse, wenn man der Fliege mit ein, zwei sanften Zupfern etwas Leben einhaucht(nicht übertreiben, zu viel Gezupfe wirkt schnell unnatürlich).

Fängige Fliegen

Über dieses könnte man viel schreiben, es gibt mindestens so viele unterschiedliche Meinungen zur Fliegenwahl wie es Fliegenmuster gibt.

Um den Rahmen dieses Berichtes nicht zu sprengen, fasse ich mich hier kurz und möchte dem Anfänger 6 Muster empfehlen, mit denen man über die ganze Saison an den meisten Bergseen fangen wird.

Die wichtigste Futterquelle für die Bergseebewohner sind, neben den Elritzen und teils Wasserinsekten wie Köcherfliegen und Zuckmücken, vor allem die Landinsekten(Terrestrials).

Mein Favorit: die geflügelte Ameise in den Grössen 12-18. Ein dezentes, wegen dem CDC-Flügel gut schwimmendes und zu sehendes Muster. (Bild: Ameise auf Shrimphaken, cdc wing, braune hechel, schwarzer body)

Sehr wichtig sind auch die unterschiedlichen Käfer: einfache Imitationen wie diese mit Foam gebundene Fliege reichen völlig aus, Grössen: 12-18 (Bild FoamKäfer)

Grashüpfer sind vor allem im Hochsommer bei den Fischen begehrte Proteinbomben, und fangen selbst an Seen, an deren Ufern sie gar nicht vorkommen. Grössen 10-14

An vielen Bergseen machen ausserdem vor allem die Zuckmücken einen wichtigen Teil der Nahrung aus, neben den Larven fressen die Fische gerne die schlupfbereiten Mücken, welche teilweise lange im Oberflächenfilm stecken bleiben. Ein Köcherfliegenimitation darf auch in der Box Platz finden.

Für den Anfang empfehle ich eine kleine, schwarze Parachute Fliege(Gr. 18-20) und einen CDC-Emerger(Gr. 16-18) als Imitationen der Zuckmücken. Bezüglich Köcherfliege ist die Rehhaarsedge(Gr. 12-18) empfehlenswert.

Noch eine Anmerkung zur Fliegenwahl; allgemein versuche ich zunächst auszumachen, was die Fische fressen und probiere die aktuelle Beute mit meinen Fliegen möglichst gut zu imitieren. Ich ziehe generell dunklere, unauffällige Farbtöne mit ganz wenig Glitzer- oder UV-Material den auffälligen, grellen Mustern vor.

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Der Seefeldsee auf der Älggi Alp, ein tolles Gewässer zum Fliegenfischen.

Geeignete Bergseen für den Anfang

In vielen Bergseen werden Massfische besetzt, allen voran die Regenbogenforelle. Neben Bachforellen und Bachsaiblingen ist diese Forellenart in besonderem Masse auf die Oberfläche fixiert und lässt sich oft sehr gut mit der Trockenfliege fangen.

Deshalb würde ich dem Anfänger Gewässer wie das Blauseeli auf der Melchsee-Frutt, den Seefeldsee auf der älggi-Alp oder den Oberalpsee bei Andermatt empfehlen. In diesen Bergseen werden regelmässig Regenbogenforellen mit Fangmass ausgesetzt, die eine dankbare Beute abgeben.

Nun sind wir am Ende des ersten Berichtes angelangt und ich hoffe, dass ich einigen Fliegenfischern damit eine kleine Starthilfe bieten konnte.

Falls ihr weitere Fragen zum Fliegenfischen am Bergsee habt oder euch bezüglich Ausrüstung beraten lassen möchtet, dürft ihr uns gerne via fischen.ch Hotline kontaktieren oder auch einfach bei uns im Laden vorbeikommen.

Zum Schluss wünsche ich allen, die sich mal mit der Fliege am Bergsee versuchen wollen tight lines und natürlich ganz viel Spass,

Timo

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Schöne Bachforelle aus einem Urner Bergsee.